kerstin mempel

Über das Reisen zur Kunst

Seit meiner Kindheit treibt mich eine innere Unruhe immer wieder hinaus in die Welt, die Faszination für das Unbekannte, die Vielfalt der Natur aber auch für andere Kulturen und Menschen. Ich bin Kosmopolitin und empfinde mich als grenzenlos, ich möchte andere inspirieren mit mir die Diversität unserer Welt zu erleben und ihr offen und optimistisch gegenüber zu treten. Meine Kunstwerke öffnen den Blick für diese Vielfalt und laden den Betrachter aktiv ein diese wahrzunehmen, ins Gespräch zu kommen und über die Fragen, wie möchten wir leben, nachzudenken, innezuhalten und diese unabdingbare Diversität wert zuschätzen

Auf den Reisen und meinen Aufenthalten als Artist in Residence u.a. in Ladakh, Lofoten, Sri Lanka u.a. kam ich ins Gespräch mit den Menschen und entdeckte, wie stark Kunst zu einem verbindenden Element werden kann.

Kerstin Mempel, Marias Garten (Costa Rica), Aquarell auf Leinwand, ca. 50 x 150 cm

In meiner Kunst geht es nicht um das Abbilden von Realtität, sondern sie nimmt diese fragmenthaft auf und setzt sie in einen neuen Kontext. Meine Bilder können weiterwachsen und wuchern, sie haben oft keinen Anfang oder Ende, sondern sind offen zu den Seiten, sie nehmen den Betrachter mit auf eine Reise und lassen ihn eintauchen. Dies kann in ein fremdes Land sein oder aber in die unglaubliche Vielfalt der Natur, immer gibt es einen Freiraum für den eigenen Blick, die eigene Fantasie. Eine Freundin meint das Schöne an den Arbeiten wäre die Leichtigkeit, die Lebensfreude, die sie ausstrahlen und sie liebt es durch das Bild zu wandern und immer wieder Neues für sich zu entdecken.

Meine Arbeiten sind durch ihre unmittelbare Entstehungsweise im Freien, auf Reisen, in fremder Umgebung, unter Einbezug von Materialien aus der Umgebung, einmalig. Ich beende sie nach Möglichkeit vor Ort, so kann ich die Stimmung, das Licht, die Situation und Intensität festhalten und sie durchdringen meine Bilder. In meinen Werken spielt der Mensch oft eine untergeordnete Rolle, eher ist er für mich ein Statist, der kommt und geht, bzw. taucht häufig eine Figur als mein Alter Ego auf. Ich versuche das Besondere oder Typische zu erspüren, einzutauchen oder Träume zu formulieren und mit meiner Kunst auszudrücken.

Ich arbeite oft im Freien und verbinde mich den Elementen, indem ich z.B. die Leinwand eintauche ins Meer, die Aquarellfarben sich mit dem Salz und Sand vermischen, welche die malerische Oberfläche verändern, es atmet den Ort an dem ich bin. Dies funktioniert für mich nur in seiner Unmittelbarkeit, später kommen oft Zeichnungen, inspiriert von der Umgebung dazu, das Bild wächst über die nächsten Tage.

Kerstin Mempel, Trainriding 4 houses (Sri Lanka), 2025, Collage Elefantendungpapier, ca. 50 x 70 cm

Ich werde oft gefragt, wie ich die Arbeiten transportiere, diese Herausforderungen habe ich im Laufe der Jahre professionalisiert, in einer Rolle im Koffer, alles ist auf die Maße zurechtgeschnitten, die Farben und Stifte nehme ich ebenfalls immer mit. Dies ist meine Grundausstattung, aber sie ist nur eine Ergänzung zu dem was mich interessiert, was ich vorfinde. Im Himalaya traf ich einen Kunststicker aus Kaschmir und bat ihn mir die religiösen Motive, welche für mich ein Spiegel des Kulturgemisches der Haupstadt Leh/Ladakh waren, nachzusticken, eingebettet in die Zeichnung von der Architektur der Stadt, auf gewebter Baumwolle.

Die Kunst als Spiegel der Gesellschaft aber auch die Gesellschaft im Spiegel der Kunst.

Begegnungen auf Reisen sind für mich ein grosses Geschenk, die Wertschätzung, der Austausch, sei es bei einem Besuch einens indigenen Volkes, den Boruccas auf Costa Rica , um die Kunst der Maskenschnitzerei gezeigt zu bekommen oder der Besuch einer Papierfarbik in Sri Lanka, wo aus Elefantendung und Recyclepapier neues Papier geschöpft wird. Ich verwende diese Materialien in meinen Arbeiten und nehme Bezug auf meine Umgebungen. Es entsehen einzigartige Bilder, welche die Menschen auffordern, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, z.B. Recycling, Lebensräumen, Fragen nach dem wie wollen wir leben?

Kerstin-Mempel, Landschaft 5 (Küste), 4 (grau), 3 (Berg), Erdpigmente, je 30 x 30 cm

Meinen Arbeiten sind von einer Leichtigkeit geprägt, da ich gerne Materialien verwende, welche eine Lebensfreude ausdrücken, Aquarell auf Leinwand, farbige Zeichnungen, offene Räume, die Kunstwerke sind lebendig und einmalig.Diese Leichtigkeit bleibt selbst im feuchten Moor in Schleswig Holstein am frühen Morgen, wenn ich mit der Hand die dunkle schwere Erde auf das Büttenpapier streiche und mit dem Pinsel zarte Knospen aus den Ästen wachsen lasse, um diesen Moment festzuhalten, wie auch die Stille und den Wind, der über das Papier streift.

Beim Anschauen der Bilder bekommt der Betrachter die Möglichkeit, die essentielle Bedeutung der vielfältigen Natur zu erkennen, um daraus eine nachhaltige, bewusste und lebensbejahende Haltung zu entwickeln.